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Stichwort Asylindustrie: NGOs, insbesondere der Caritas wurde vorgeworfen mit der Unterbringung und Betreuung bereits Teil eines finanziellen Kuchens zu sein, den sie nicht wieder hergeben wollen. Das hatte jenen Beigeschmack, als ob sich NGOs durch die Gelder für die Betreuung bereichern und Gewinne ausschütten. Dies entspricht natürlich nicht der Wahrheit sondern eher das Gegenteil ist der Fall. Die im Rahmen der Bundesbetreuung früher tätige NGO ORS hatte tatsächlich Gewinne erzielt, siehe Artikel hier.
Folgende Klarstellung: Organisationen die in der Betreuung tätig sind, erhalten pro Person € 21,- (in manchen Bundesländern auch weniger, der Einfachheit halber, bleiben wir bei € 21,-). Eine Organisation muss also mit € 21,- brutto pro Person auskommen. je nach Organisationsstruktur sind diese Umsatzsteuerbefreit oder nicht. Es muss für das Verpflegungsgeld bei Selbstversorgung noch € 6,- (Der Einfachheit halber, bleiben wir bei € 6,-, es wird auch über € 6,- ausbezahlt) abgezogen werden. Falls es keine Selbstversorgung gibt, muss ebenso Geld für die Lebensmittel ausgegeben werden, will heißen, die vollen € 21,- stehen nicht alleinig für Betreuung zur Verfügung. Sprich, der Organisation bleibt pro Person/pro Tag in etwa € 15,- über, mit der sämtliche Kosten die im Rahmen der Betreuung entstehen, bestritten werden müssen: Löhne, Miete, Betriebskosten, Strom/Gas, Versicherungen, Sachkosten wie Reinigungsmaterial und Hygienemittel usw. Aktuell Steigende Strompreise und Inflation erschweren diese Situation noch einmal. Soviel also zu Asylindustrie.
Aufgrund der schlechten Finanzierung fordern NGOs eine Echtkostenabrechnung, in der ALLE Kosten, die im Rahmen der Betreuung anfallen, auch bezahlt werden. Diese Kosten sind je nach Standort/Bundesland usw. unterschiedlich und müssen auch Organisations-individuell betrachtet werden. Eine Sockelfinanzierung als Basisfinanzierung plus Tagsatz pro Tag/pro Person für die betreuende Organisation wäre auch ein Modell das möglich wäre. Grundsätzlich braucht es aber bei einem Tagsatzmodell jedenfalls die Einbettung einer jährliche Valorisierung. Für derartige Veränderungen braucht es aber den politischen Willen und die Überzeugung qualitätsvolle Betreuung für jene vulnerable Gruppe der Schutzsuchenden gewährleisten zu wollen.
Im Juni 22 wurde im Ministerrat beschlossen, dass der Tagsatz für die Regel-Unterbringung (nicht Kinderflüchtlinge oder im Rahmen des erhöhten Betreuungsbedarfes) auf € 25,- erhöht werden soll. Aktuell hapert es aber in den Bundesländern noch an der Umsetzung der rückwirkenden Auszahlung mit 1.3.22. In Wien wurden bereits Informationen zur rückwirkenden Geltendmachung von € 25,- an die jeweiligen Trägerorganisationen ausgesandt. Spannend bleibt also ob alle Bundesländer die vollen € 25,- ausschöpfen werden oder ob es wie bisher (siehe Tabelle) da und dort andere Tagsätze geben wird.
Bundesland | Tagsatz (Stand 04/2022) |
Wien | € 21,- |
Burgenland | € 20,50 |
NÖ* | € 19,- |
OÖ | € 21,- |
Steiermark** | € 21,- (oder € 12,-) |
Kärnten*** | € 21,- (oder € 10,-) |
Tirol | € 21,- |
Salzburg | € 21,- |
Vorarlberg | Richtung Echtkostenabr. |
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