PROTOKOLL  
(Klaus Hofstätter)

TEILNEHMER:INNEN

VH, Mödling, AP, St. Andrä-Wördern, MS, AB, Breitenfurt, CW, Groß-Gerungs

Klaus Hofstätter, asylkoordination österreich, Kompetenznetzwerk Asyl

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Vorschlag Termin für nächstes Austauschtreffen: 21.11., 18 Uhr

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Themen:  
Allgemeine Lage, Perspektive der Ukrainer:innen, D-Kurse, Arbeitsmarkt

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Eine Rundschau

VH, Mödling, tralalobe, connect mödling

Viele Fragen zum Hierbleiben, Unsicherheit bzgl. Aufenthalt(stitel)
Sprachkurse, kostenlose, sind schwer zu bekommen, und ohne Sprachkurse fehlt eine Tagesstruktur. Das Angebot an bezahlten, also nicht ehrenamtlichen Sprachkursen, ist unzureichend.
connect Mödling bietet nach wie vor ehrenamtlich Kurse an.

MS, WIN Breitenfurt

Die Ukrainer:innen sind so selbständig, dass wir fast nichts mehr von ihnen hören. Das ist auch im WIN Cafè –  1. und 3. Dienstagabend im Monat offen - deutlich spürbar, wenig Nachfrage, ein wenig wie vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Das WIN Café halten wir aufrecht, ebenso die Lebensmittelauslieferung (Überbestände von Billa, Hofer).

Zurück gehen meist nur Erwachsene, lassen ggfalls ihre Kinder in der Betreuung von Verwandten hier. Viele haben Arbeit und wollen hierbleiben.

Ähnliche Situation auch in Perchtoldsdorf, es stellt sich für diese zum Bleiben Entschlossenen die Frage nach Aufenthaltssicherheit bzw. einem Aufenthaltstitel. (telefon. Auskunft von PB)

WIN bietet D-Kurse an; problematisch ist, dass die Schüler:innen oft nicht mehr kommen, wenn sie einen Job gefunden haben oder anderes wichtiger wird. Aktuell laufen Kurse für A1, A2 und B1, das Angebot wurde schon eingeschränkt. Es gibt in Breitenfurt auch Syrer:innen und Afghan:innen, beim Wess (organisiertes Quartier), die besuchen aber die Kurse nicht, es gibt wenig Kontakt.

Wohnungsproblematik gering, aber natürlich immer wieder, wenn jemand aus einem Privatquartier auszieht/ausziehen muss.

VH
zum Projekt von tralalobe Ausbildung zur Heimhelfer:in, mit ukrainischem Team-Teaching, in Kooperation mit Sozialberufe Akademie in Breitenfurt.
Infoveranstaltung sehr gut besucht, Lehrgang startet am 5. November mit 25 Teilnehmer:innen (1 Mann dabei), mit einer Sprachwoche, dann Kurs. Die TN kommen zur Hälfte aus Wien, zur Hälfte aus NÖ, Aufnahmekriterium waren eher D-Kenntnisse. Es gibt eine große Bereitschaft, sich umschulen zu lassen. Große Nachfrage, deshalb ist ein zweiter Durchgang im Februar angedacht.

AP, St. Andrä-Wördern

Auch in St. Andrä ist es viel ruhiger geworden, regelmäßige Treffen endeten im Mai, seither sporadisch, wenn im Dorf etwas los ist.
Mit der Dauer des Krieges ist das D-Lernen ernsthafter geworden, alle, die nicht arbeiten, kommen D-Lernen. Kinder sind mit mehr Ernst in der Schule, die ukrainische Online-Schule gibt es auch nach wie vor. Die Hoffnung auf Rückkehr wird weniger, Überlegungen zu Perspektiven, insbesondere in Hinblick auf die Kinder werden angestellt.
Wohnen ist ein Problem, Privatquartiere werden zurückgezogen, wegen Bedarf an Privatsphäre, gestiegenen Kosten.

CW, Groß-Gerungs

Eine etwas abweichende Erfahrung: die Ukrainer:innen sind hoch ambivalent zum Hierbleiben, sind sehr abgeschlossen, brauchen nichts, mit wenig Kontakt nach außen, lernen wenig Deutsch, große Abwehr gegen Deutsch und geringe Anstrengung.

VH,
vielleicht liegt es am Bildungsniveau, für Bildungsferne ist Sprachlernen eine hohe Hürde.
AP,
bestätigt VH, verweist auf das alte Bildungssystem in der Ukraine, das die Bildungserfahrung der über 30-Jährigen geprägt hat. Es gab kein Sprachenlernen. Zudem war alles auf Perfektion ausgerichtet, die Leute schämen sich für die Fehler, die sie machen, vermeiden. Andererseits haben die Ukrainer den Vorteil, dass sie bilingual ukrainisch/russisch aufgewachsen sind.

MS, WIN Breitenfurt
Am Anfang sahen wir eine große psychologische Sperre gg Deutschlernen (Heimat verraten u.ä.), jetzt wollen auch die, die sich schwer tun, viel Bemühen.
Die, die nicht lernen wollen, sind die, die nicht bleiben wollen.
Insgesamt aber haben die Ukrainer:innen ein durchwegs gutes Bildungsniveau, im Unterschied zu Syrer:innen und Afghan:innen.

AP
offene Fragen:
# Wer ist zuständig, wenn blaue Karte noch immer nicht ausgestellt wurde ?
Das BFA stellt die blaue Karte/ Ausweis für Vertriebene aus bzw. stellt ihn an die Meldeadresse zu. Die Erfassung erfolgt bei einer der Erfassungsstellen der Landespolizeidirektionen.
Nachfragen sollte man wohl dann beim BFA, in NÖ:
Regionaldirektion Niederösterreich,
Schulring 21 / 1.OG / Top 9,
3100 St. Pölten

Tel. Terminvergabe +43 59133 35 7015;
E-Mail: BFA-RD-N-Einlaufstelle-st-poelten@bmi.gv.at

# Aus- und Weiterbildungsangebote:
AP bringt Beispiel einer Frau, Mitte 40, die Deutsch B2 hat, und im Büro arbeiten möchte und vom AMS keine Weiterbildung/ Kurs finanziert bekommt.
In Wien gibt es in solchen Fällen den WAFF, der Weiterbildung organisiert und fördert. In NÖ?
Tenor: die Strategie ist wohl, sollen doch alle nach Wien gehen.

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AS, Gmünd hilft, per Telefon

Auch in Gmünd machen wir die Erfahrung, dass sich die Situation normalisiert.
Was für den Verein erfreulich ist: Die Ukrainerinnen, die schon lange in der Gegend lebten und sich nun im Verein engagiert haben, bleiben weiterhin engagiert, bei der Unterstützung Geflüchteter, aus Syrien und Afghanistan. Eine wurde nun in den Vereinsvorstand gewählt.

Die Angebote, bspw. Café, werden weniger angenommen, das macht es schwierig, sie aufrecht zu erhalten. Andererseits, das Café am Freitag und am Samstag ist ein guter Ort, für die Leute, die auf die Ausgabe der Tafel warten, und sonst im Freien, in der Kälte stünden.
Unsere Arbeit ist nicht aufsuchend, wir sind für die da, die zu uns kommen. Der Verein, das Lokal ist wichtig, als Organisationsstruktur, als Treffpunkt zum Deutschlernen und reden, wir werden dran bleiben.

Deutschkurse:
ÖIF Onlineangebot wurde ausgeweitet, wird nun auch gut in Anspruch genommen, weil es mit der Kinderbetreuung leichter zu vereinbaren ist.
Kursangebot vor Ort: Anbieter hat von Die Berater auf Ibis Acam gewechselt, damit kam ein Lehrer wieder, der unmöglich, ein Frauenfeind ist, den die Berater auf viele Beschwerden hin nicht mehr angestellt hatten. Frauen gehen dann einfach nicht mehr hin. Ein möglicher Ausweg: dranbleiben, hingehen, gemeinsam Beschwerdepunkte einbringen. Sonst ändert sich nichts.

Arbeitssituation unter den Ukrainer:innen:
viele arbeiten, eher gering qualifizierte Jobs.
Andrea hat sich bemüht, Leute im Krankenhaus Gmünd unterzubringen, wo sie arbeitet. Die Aufnahmebedingungen der LGA (Landesgesundheitsagentur) sind super aufwändig, sehr spezifisch, viele Impfungen sind erforderlich. Es gelang, dass eine Krankenpflegerin mit jahrelanger Erfahrung als Organisationsassistentin aufgenommen wurde. Es fehlen Fachkräfte, es gäbe sie, aber die Strukuren und auch die Personalebene sind wenig flexibel. Viel Überzeugungsarbeit ist zu leisten, seitens der Unterstützer:innen.
Viele arbeiten bspw. als Putzkräfte, diese Tätigkeiten sind ausgelagert, mit den Personalbereitstellern muss man genau schauen, es gibt immer wieder Probleme mit Arbeitszeiten, Entgelt und Arbeitsbedingungen.
Problematisch ist, dass das AMS Projekte des 2. Arbeitsmarkts aus Kostengründen einstellt. Damit fällt eine wichtige Überbrückung für Sprache und Arbeit weg.

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Nächstes ZoomMeeting: 21.11. 18 Uhr


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Ein Vorschlag für den nächsten Austausch:

Wir könnten uns die Situation der Ukrainer:innen bzgl. Arbeitsmarkt gemeinsam anschauen.
Deutschkurse, Aus- & Weiterbildung, Arbeitsaufnahme, Dequalifizierung und was einer Arbeitsaufnahme entsprechend der mitgebrachten Qualifikation förderlich wäre.
Es wäre super, wenn ihr versucht, eure Erfahrungen zu systematisieren, bzw. Einzelfälle genauer zu dokumentieren. Also eine Gesamteindruck, und gut belegte Einzelfälle (bspw. zum Fall von Anna, Frau mit B2 - mehr Daten: Ausgangsberuf, wo ist die Frau angedockt, bei welcher AMS Stelle, wann, ….)

 

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